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knast- industrie


redebeiträge:
der prison industrial complex : USA:
Allgemeiner Teil :
Die schnelle Ausbreitung von Knästen in den USA ist nur ein Teil des Puzzles das Globalisierung des Kapitals genannt wird.
Seit dem Ende des sog.Kalten Krieges hat der Kapitalismus seine internationale Offensive verstärkt.
Nicht länger eingeschränkt durch ein alternatives Wirtschafts- und Sozialsystem oder der Bedrohung durch Befreiungsbewegungen, die entweder von der Sowjetunion oder von China unterstützt werden, sehen die internationalen Konzerne die Welt als ihren Spielplatz.
Behörden wie die WTO (Welthandelsorganisation), die Weltbank und der IWF (internationaler Währungsfond), abgesichert durch Verträge wie nafta (nordamerikanisches Handelsabkommen) oder gatt (Abkommen über tarife und handel) geben, durch Druck auf die jeweiligen Regierungen, mehr und mehr Macht in die Hände der Konzerne.
Der Hauptmechanismus der Kontrolle sind Schulden.
Über Jahrzehnte waren die sog. Entwicklungsländer abhängig von Krediten. Als Ergebnis wurde es immer leichter für die Konzerne ihre Strategien der globalen Wirtschaft durchzusetzen. Zugang zu internationalen Krediten und Hilfen wird nur gewährt wenn bestimmte Bedingungen von den Regierungen akzeptiert werden. Diese Bedingungen werden strukturelle Anpassung genannt.


Strukturelle Anpassung verlangt Einschnitte in die sozialen Systeme, Privatisierung der staatlichen Industrie, eine Reduzierung bzw. Rücknahme von Arbeitsstandarts und Kündigung eventueller Abkommen bzgl. der Mindestlöhne und der Arbeitszeit.
Es bedeutet Umwandlung von mehrfach genutzter Agrarfläche zur Monokultur für den Export und die Abschaffung aller Handelsgesetze und - Regeln die die regionale Wirtschaft schützen könnten vor Konkurrenz.
Sollten Regierungen nicht mitmachen, wird mit Handelssanktionen gedroht, so z.b. den Ländern, die nicht bereit sind, die USA in ihrem Krieg gegen Drogen zu unterstützen. Aber auch die Interessen der Firmen werden mit Sanktionen durchgesetzt.
Als sich z.b. Vietnam weigerte riesige Camel-Werbetafeln aufstellen zu lassen wurde ebenfalls mit Sanktionen gedroht.
Unter den Maßnahmen der strukturellen Anpassung sind die einzigen Ausgaben die erlaubt sind, solche für Polizei, Justiz und Militär.
Die Grundphilosophie der Konzerne ist: die Welt ist ein einziger Markt, vorhandene Resourcen sind dazu da, ausgebeutet zu werden; Menschen sind Konsumenten; alles was uns daran hindert Profite zu machen wird zerstört.
Das Ergebnis: während der Umsatz der Konzerne steigt, steigt auch die Armut, die ökologische Zerstörung, steigt die Zahl der Sweatshops und die der arbeitenden Kinder usw.

Weltweit sinken die Löhne, werden Menschen von ihrem Land vertrieben, werden die Flüsse zu Industriekloaken und die Wälder abgeholzt. Massive regionale Hungersnöte, und als Antwort darauf Weltbank-riots finden in den sog. Trikontländern immer häufiger statt.
Weltweit werden mehr und mehr Menschen gezwungen mit sog.illegalen Aktivitäten ihr Überleben zu sichern. Dadurch steigen automatisch die sog. kriminalitätsrate? und die Inhaftierungen.
Und dann steht eine international operierende Knastindustrie bereit, eine Anleitung zur Repression zu geben und die dafür benötigten Dinge zur Verfügung zu stellen.


USA:

Innerhalb der USA haben diese Strukturmaßnahmen (dort wird dies Vertrag mit Amerika genannt) die Form von Kürzungen im Sozialwesen, steigenden massiven Militärausgaben und extrem hohen Kosten für Knäste.
In jedem ärmeren Stadtviertel ist es gleich: das Schulsystem ist am zusammenbrechen, Programme wie die Betreuung nach der Schule gibt es nicht mehr. Büchereien, Parkanlagen und Drogenberatungen sind geschlossen.
Aber es gibt jede menge neuer Bullenwachen und mehr Bullen.
Kurz gesagt:
Die einzige soziale Leistung, die der Staat für arme Menschen hat, ist der Knast.

Knäste sind big business:
Über 2 Millionen Menschen sind in den USA z.Z. im Knast. Dazu kommen noch einmal ca. 4 Millionen Menschen die unter Überwachung des Justizsystems stehen (Bewährung, Kaution etc.)
Wie im militärisch-industriellen Bereich funktioniert der Knastbereich nur durch ein Übereinandergreifen von privaten und Regierungsinteressen. Die einen wollen Profit,die anderen die soziale Kontrolle.
Die in der Öffentlichkeit dafür verbreitete Begründung ist der Kampf gegen die Kriminalität bzw. der Terrorismus (wobei dies oft miteinander verbunden wird wie z.b. in dem begriff der narco-guerilla) Das es sog. nicht-gewalttätige Delikte sind, zeigen alle Statistiken.
Bundesweit sind die 3 Haupthaftgründe: Besitz von Drogen; Besitz von Drogen zum Verkauf; Raub.
Wie die Entwicklung und Wartung von Waffen und das Ausstatten von Armeen, so ist auch der Bau,die Ausstattung und das Betreiben von Knästen ein großes, sicheres Geschäft.
Anlagefirmen, Baufirmen, Archtikturbüros und sog. Unterstützungsdienste, die Lebensmittel, medizinische Versorgung, Transport und Einrichtungsgegenstände bereitstellen, alle stehen an, um Geld mit dem Knast zu verdienen.

Eine sich ausweitende Zusatzindustrie verkauft Zäune, Handschellen, alles mögliche zur Überwachung, Elektroschockgürtel usw. die chemische Industrie verdient u.a. auch an der Lieferung der Chemikalien zur ermordung von Gefangenen mit der Giftspritze. (hier ist übrigens die Firma Boehringer Ingelheim die Hauptverdienerin)
Auch die Militärindustrie will sich das viele Geld nicht entgehen lassen. Westinghouse, eine der größten US-Rüstungsfirmen, verkauft ihre night enforcer Ferngläser aus dem Golfkrieg oder den hot wire zaun( werbung: so heiß, daß selbst die nato sie für ihre hochsicherheitsinstallationen benutzt)

Telefonfirmen wie at+t usw. verdienen indem sie Gefangenen die 6fachen Gebühren berechnen.

Kleine Firmen wie z.b. correctional communications corp, die nur für Knäste produziert, stellen Computer-Telefon-Anlagen her, die für systematische Überwachung ausgerüstet sind.

Cca und wackenhut, die zwei größten Knastbetreiberfirmen, haben eine Prognose aufgestellt nach der sie 12,78 mill. Dollar pro Jahr verdienen, solange die Gefangenenzahlen nicht rückläufig sind.

Knäste sind auch ein führender Faktor in der Wirtschaft in den ländlichen USA. Mit dem Verdrängen der herkömmlichen Landwirtschaft durch Agrarkonzerne sind viele ländliche Gebiete der USA verarmt.
Kleinstädte und Gemeinden, denen es wirtschaftlich schlecht geht, reißen sich darum, daß Knäste gebaut werden. Sie sehen diese als Steuereinnahmen und als Arbeitsplätze. (während des Baus und als Wärterinnen, Büroangestellte usw.) Wie jede Industrie braucht auch die Knastindustrie sog. Rohmaterial. In dem Fall sind dies die Gefangenen.
Der prison industrial complex (pic) kann nur wachsen, wenn mehr und mehr leute verhaftet werden, selbst wenn die Kriminalitätsrate sinkt.
In den USA gibt es dafür u.a. das 3-strikes-in-Gesetz, die vorgeschriebene mindeststrafe und den Krieg gegen Drogen.
Es ist ein Krieg gegen die Armen, speziell gegen die arme städtische afroamerikanische Bevölkerung.
AfroamerikanerInnen werden 5x häufiger festgenommen als Weiße, obwohl die Zahl der Drogenbenutzerinnen gleich hoch ist, und sie werden unverhältnismäßig häufiger verurteilt :
1 von 128 festgenommenen Weißen und 1 von 17 festgen. Afroamericans werden verurteilt. Das deutlichste Beispiel für den Rassismus des Drogenkrieges ist aber die Höhe der Strafe für den Besitz von crack /Kokain.
90% aller crack-Festnahmen sind AfroamerikanerInnen;
75% aller Kokain-Festnahmen sind Weiße (Der Rest sind zum großen Teil LateinamerikanerInnen, meist sog. Mulis, also Drogenkuriere). Nach einem Bundesgesetz wird der Besitz von 5 gr crack mit einer Mindeststrafe von 5 Jahren bestraft.
Diese Strafe ist bei Kokain erst ab 500 gr vorgesehen. Als der Kongreß sich 1996 weigerte dies zu ändern, kam es bundesweit zu riots in den Knästen. Zur Zeit gibt es wieder den Versuch das Gesetz zu ändern, allerdings sind die Chancen sehr gering.

Ein/e US-Arbeiter/in, die einmal 8 dollar die Stunde verdiente, verliert ihren/seinen Job, wenn die Firma in ein Land verlegt wird, wo sie nur 2 dollar am Tag bezahlt.
Arbeitslos und entfremdet von einer Gesellschaft die ihren/seinen Bedürfnissen gleichgültig gegenüber steht, wird sie oder er eventuel in das Drogengeschäft oder eine andere illegale Form des Überlebens verwickelt.
Sie/er wird verhaftet, in den Knast gesperrt und muß dort arbeiten. Ihr/sein neuer Lohn: 22 cent die Stunde.
Von der ArbeiterIn, zur Arbeitslosen, zur sog. Kriminellen zur verurteilten Arbeiterin, der Kreis hat sich geschlossen.
Gewinner sind die Konzerne.
Für die Privatwirtschaft ist Knastarbeit wie ein Sack voller Gold.
Keine Streiks; keine Gewerkschaftsorganisierung; keine Arbeitslosenversicherung oder sonstige Lohnnebenkosten, kein Krankengeld, kein Ausfall von Arbeitskraft durch Krankheit, keine Sprachprobleme wie in anderen Ländern.

Riesige neue Knäste werden gebaut, hinter deren Mauern gruselig große Fabrikhallen gebaut werden ( es wird von mehreren tausende acres geschrieben, 1 acre=4047qm).

Gefangene machen fast alles, von der Telefonreservierung zu Matrazen, von Computer zur Unterwäsche, landwirtschaftliche Produkte, Textilien, Seifenprodukte, Wasserbetten u.v.m.

Gefangene können gezwungen werden ohne Bezahlung zu arbeiten. Texas ist der einzige Staat, der gar nichts bezahlt.

Der 14.Zusatz zur US-Verfassung, indem die Sklaverei abgeschafft wird, nimmt Gefangene explizit aus.

Immer mehr Knäste verlangen Geld für die Grundbedürfnisse, z.b. für medizinische Behandlung, für Toilettenpapier oder für das Benutzen der Rechtsbücherei usw.

Viele Staaten verlangen Miete und Essenskosten, z.b. im Berk County jail in Pennsylvania. Dort wird Gefangenen 10 dollar pro Tag dafür berechnet, eingesperrt zu sein.

Während also die Regierung die Gefangenen nicht zwingen kann zu arbeiten, schafft sie ökonomische Zwänge, die die Leute zur Arbeit bringen.
Die Bezahlung der Gefangenen beträgt zwischen 28 cent und 8 dollar pro Tag . Die 8 dollar werden angeblich von den privaten Firmen bezahlt, den Gefangenen wird davon aber nur 80% ausgezahlt. Der Rest wird für die Knastkosten, Täter-Opfer-Ausgleich, die Angehörigen draußen usw. verbraucht.
Laut den meisten Berichten, mensch braucht es eigentlich nicht zu erwähnen, werden von den Privatfirmen nicht die vorgeschriebenen Mindestlöhne bezahlt. Zusätzlich dazu müssen Gefangene eine sogenannte Ausbildungszeit mitmachen, in der sie nicht bezahlt werden. Diese kann zwischen 50 und 160 Stunden liegen.

Einige Knastfirmen sind staatlich, z.b. Unicor.
Unicor wurde 1934 gegründet und ist das Arbeitssystem der Bundesknäste. Alle Produkte werden an Bundesbehörden oder an Firmen mit Bundesverträgen verkauft. Unicor recycled u.a. Möbel, läßt die Gefangenen 40 Stunden die Woche schuften und bezahlt ihnen dafür 40 dollar im Monat.
Die einzelnen Bundesstaaten haben ihr eigenes Zwangsarbeitssystem, bei dem es meist auch um Demütigung der Gefangenen geht..
So machten vor einigen Jahren Alabama, Florida und Arizona weltweit Schlagzeilen, weil sie chain-gangs, Gruppen von Gefangenen, die aneinandergekettet im Straßenbau usw. arbeiten mussten, wieder einführten. Nach einem Gerichtsprozeß musste Arizona dies ändern: die Gefangenen sind nicht mehr aneinander gekettet, haben aber nachwievor Fußfesseln an.
Begründung der Richter : Demütigung.
Die Arbeiten sind dazu oft noch sinnlos; so hören z.B. einige Straßen unvermittelt auf, weil keine/r sie braucht.
In Carrboro, New York, müssen Gefangene am heißesten Tag des Jahres Gras mähen Teil der Strafe und Zweck der Arbeit sei.
12 Knäste verleihen Gefangene für kommunale Arbeiten. Der Lohn beträgt 70 cent pro Tag.

Die Oregon Prison Industries produziert in der Eastern Oregon Correctional Institution prison blues Bekleidung. Eine Werbeanzeige in ihrem Katalog zeigt einen Gefangenen der sagt:"Ich sage, wir sollten bell-bottoms machen. Die sagen ich bin hier schon zu lange."
Die tags an den Klamotten selbst preisen das Ganze als Rehabilitation und Jobtraining für Gefangene. Das diese, wieder draußen, als Vorbestrafte keinen Job in der Textilindustrie kriegen, spielt dabei keine Rolle und fällt den meisten Gutmenschen, die die Sachen kaufen, auch nicht auf.
Jährlich werden über 200.000 Kleidungsstücke in 39 US-Staaten, Europa und Japan verkauft.
Im Internet findet ihr die Firma unter : www.prisonblues.com

1996 wurde die Firma vorübergehend geschlossen,wegen Verletzungen von innerstaatlichen Geschäftsgesetzen, ist aber seit 1997 wieder geöffnet.
Vermarktet wird die Kleidung über die Array corporations, und in Deutschland wird sie von 2 Firmen vertrieben.

Gefangene arbeiten auch in der Marktforschung; ein besonders ekliges Beispiel: Der republikanische Senator Jack Metcalf benutzte Gefangene des Monroe Staatsgefängnis um für seine Anti-Crime-Kampagne Anrufe zu machen.
Er gewann mit der Kampagne die Wahl.
Später behaupete sein Wahlkampfteam sie hätten nicht gewußt, daß die Firma die sie beauftragten Knastarbeit benutzen würde. Die Washington Marketing Group, die die Arbeit machte, hat ihre Hauptgeschäftsstelle, so wie 12 weitere Firmen in Washington, in einem Knast.


Knastindustrie wird aber auch dann eingesetzt, wenn es darum geht Gewerkschaftsorganisierung zu verhindern oder zu zerstören.
Als z.b. die Menschen in den TWA-Reservierungscallcentern anfingen sich zu organisieren, wurden diese geschlossen und die Reservierung läuft jetzt über Callcenter in kalifornischen Knästen. Auch American Airlines verlegte sein Callcenter in den New York City-Knast als die Beschäftigten sich organisieren wollten. Als die Beschäftigten von u.s.technologies bessere Arbeitsbedingungen forderten, wurde ihnen gesagt, daß die Firma geschlossen wird und alles verkauft sei. 45 Tage später wurde die Firma in einem Knast wiedereröffnet. (Texas) Noch ein Beispiel: den ArbeiterInnen in der Automobilindustrie war es nach jahrzehntelangen Kämpfen gelungen, einen Tariflohn zw.20 und 30 dollar die Stunde zu erhalten.
Da dies Honda zu teuer wurde, lassen sie jetzt im Knast herstellen, für 75 cent die Stunde.
Nike hat angekündigt einige seiner Sweatshops in Asien und Lateinamerika zu schließen, weil die Behörden verschiedener Bundesstaaten ihnen Knastarbeit zu so günstigen Konditionen anbietet, daß selbst die ausgebeuteten ArbeiterInnen in den Sweatshops zu viel bekommen.
Dazu kommt, das Firmen die in den Knästen herstellen lassen, das begehrte Prädikat "made in usa" einnähen können, was wiederum für höhere Verkaufszahlen sorgt.


von gemeinsames anti-repressions-bündnis berlin

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