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GEFÄNGNISSE IN DEN USA   Horror hinter gittern


Gefangen von einem System, das in seiner Verfassung Zwangsarbeit und Sklaverei für Häftlinge vorsieht, sitzen in den USA zwei Millionen Menschen - die größte Zahl der Welt - in Gefängnissen

Mehr als 60 Prozent der Häftlinge sind Lateinamerikaner, Indianer und Afroamerikaner DIE Zellen sind 2,30 mal 3,30 Meter groß.
Sie sind so angelegt, daß sich die Insassen nicht sehen können.
23 Stunden täglich verbringen sie in diesem kleinen Raum.
In der Gymnastikstunde werden ihnen Fußeisen angelegt.
Das Essen reicht man ihnen durch eine kleine Öffnung in der Tür.

Hier ist die Rede von der Strafanstalt Pelican Bay State Prison, in Kalifornien, eine der bekanntesten in den USA, wegen ihrer Grausamkeiten. Die meisten US-Staaten geben mehr Geld für den Bau von Gefängnissen aus als für den von Schulen. Kalifornien verfügt über eines der größten Strafsysteme der Welt. Das Budget dieses Staates für dessen Erhaltung übersteigt das des Bildungswesens. Die Tatsache, weit mehr Gefängnisse als Schulen gebaut zu haben, ist nicht nur beängstigend wegen ihres lokalen Ausmaßes, sondern wegen ihrer Tendenz im sozialen Kontext der mächtigsten Nation des Planeten.
Die USA halten den bedauerlichen Rekord, mit zwei Millionen Inhaftierten das Land mit der weltweit größten Zahl an Inhaftierten zu sein. Die Zahl der Gefangenen steigt in einem alarmierenden Rhythmus: 50 Prozent in zehn Jahren. Mit fünf Prozent der Weltbevölkerung haben sie 25 Prozent der weltweit gemeldeten Gefangenen in Gewahrsam. Wie das US- Justizministerium bestätigt, entfallen auf 100.000 Einwohner 690 Häftlinge, womit der europäische Durchschnitt von unter 100 je 100.000 weit übertroffen wird.

EIN BLÜHENDES Geschäft

So unglaublich es ist, hat sich die Privatisierung der Gefängnisse in den USA zu einem lukrativen Geschäft entwickelt.
"Der Gefängnisindustrie-Komplex (PIC), wie diese Privatindustrie bezeichnet wird, zieht den größten Nutzen aus einer Politik des Strafvollzugs, die sich stärker auf Repression und Strafe stützt, als auf Rehabilitation und Erziehung", äußerte die Journalistin Marta Caravantes.

Vergleichsstudien zufolge verzeichneten die privaten Haftanstalten 10 bis 15 Prozent geringere Ausgaben als staatliche, was sich nachteilig auf die Gefangenenversorgung auswirkt, so bei der Verpflegung, der ärztlichen Betreuung, in niedrigen oder gar keinen Löhnen für harte Arbeit und in anderen verminderten Rechten.
Der dreizehnte Zusatz zur US-Verfassung stimmt diesen Praktiken unter einem Vorbehalt zu: Sklaverei und Zwangsarbeit sind nicht verboten"als Strafe für ein Delikt, dessen der Verantwortliche in der vorgeschriebenen Weise überführt wurde".
Mit Investitionen von sieben Milliarden Dollar in die Gefängnisindustrie macht sie einen jährlichen Umsatz von 35 Milliarden und ist mit der Beschäftigung von über einer halben Million Personen hinter General Motors der zweitgrößte Arbeitgeber der Vereinigten Staaten. Als florierendes Geschäft, das sich auf 27 Staaten mit insgesamt 120 Gefängnissen erstreckt, bezeichnet die Journalistin Caravantes die privaten Zuchthäuser, in denen die billigsten Arbeitskräfte Amerikas ohne sozialen Schutz leben. Die Häftlinge verpacken Erzeugnisse von Microsoft, Sturbucks und Jansport und leisten anderen Unternehmen Dienste.
"Hinter dem Wachstum des Gefängnisindustrie-Komplexes stehen die Firmen und Banken der Wall Street, deren Mehrheit die Fonds für den Bau der privaten Haftanstalten unterstützen",
lautet die Anklage von Monica Moorehead, der Nationalen Koordinatorin von Millionen für Mumia Abu Jamal, den afroamerikanischen Kämpfer, der sich seit über 16 Jahren gegen die Todesstrafe zur Wehr setzt und der wegen seines harten Kampfes gegen das Unrecht im US-System einer der weltweit bekanntesten Gefangenen ist.
Einige meinen, man wolle das Geschäft der Privatgefängnisse in die lateinamerikanische Region und nach Europa exportieren. Das größte US-Gefängnisunternehmen, die Corrections Corporation of America, arbeitet in England, und einige Gesellschaften wollen in Mexiko investieren, um mit den Gefangenen außerhalb des nationalen Territoriums noch größere Gewinne zu machen.

UNVERHÄLTNISMÄSSIG HOHE STRAFEN FÜR LATEINAMERIKANER UND SCHWARZE

Die Transformation der US-Gefängnisse in neue (......)lager für Obdachlose, Arbeitslose, Drogenabhängige, Geistesgestörte und andere Minderheiten bezeichnet Jerome G. Miller, ein Fachmann des Systems für Gefängnisse und Rehabilitationstechniken, als Kanonenfutter im heutigen US-Rechtssystem, heißt es in einem Artikel von Sally Burch, der im Internet erschien. Über 60 Prozent der Gefangenen sind Lateinamerikaner, Indianer und Afroamerikaner.
Die Afroamerikaner, 12 Prozent der Gesamtbevölkerung, stellen die Hälfte der Gefängnisinsassen und werden unverhältnismäßig hoch bestraft. Einer von drei Schwarzen in New York ist inhaftiert oder wurde auf Bewährung entlassen. Statistische Berechnungen über die aktuelle Sträflingsquote der Schwarzen in den USA ergaben, daß die Mehrheit der heute 18- bis 49-jährigen in zehn Jahren im Gefängnis sein werden. In einigen Städten wartet ein Drittel der jungen Afroamerikaner auf einen Prozeß oder ist im Gefängnis.
Die Behandlung der US-amerikanischen Indigenas steht ebenfalls im Zeichen der Verletzung der Menschenrechte. Der prominenteste ist der Fall von Leonard Peltier, der nach einem höchst ungesetzlichen Gerichtsverfahren schon mehr als 20 Jahre im Gefängnis verbringt.

Das International Action Center von New York betrachtet das US-Gefängnissystem als eine Institution, die Rassendiskriminierung und Apartheid legalisiert. Man behalte sich eine neue Art der Segregation für die armen und ausgegrenzten Klassen vor. Schwarze und Lateinamerikaner sind die Opfer dieser grausamen Politik des Strafvollzugs. Sie, die als ein soziales Problem abgetan werden, bringt man ins Gefängnis, damit sie die "reinblütigen" Weißen der wohlhabenden Klasse nicht belästigen.

Die fünf Kubaner, die im vergangenen Jahr in einem Gerichtsprozeß, dem es an Rechtmäßigkeit mangelte, überdimensionale Strafen erhielten, sind ein Teil dieser rassistischen Politik. Sie, die es als ihre Aufgabe betrachteten, Kuba vor verbrecherischen Aktivitäten der konterrevolutionären Gruppen in Miami zu schützen, befinden sich heute in unterschiedlichen Gefängnissen der USA, dem Land, das das afghanische Volk unter dem Vorwand der Bekämpfung des Terrorismus massakriert hat.

NEUE ASYLE FÜR GEISTESKRANKE

Bei inhaftierten Geistesgestörten, die sich die Augen herausreißen oder sich auf andere Weise entsetzlich selbst verstümmeln, handelt es sich nicht um Szenen aus US-Filmen, in denen Gefängnisdramen häufig das Thema waren bzw. sind. Der Journalist Sasha Abramsky klagt die von den Gefängniswärtern verhängten Strafen in einer im American Prospekt veröffentlichten Arbeit an.
"Die Hochsicherheitsgefängnisse werden zum technologischen Äquivalent von Schlangennestern...", schrieb der Chronist.
Entsetzt über die Gewalttätigkeit in den US-Gefängnissen stellt der Psychiater Tery Kupers, Autor des Buches Wahnsinn im Gefängnis, fest, daß diese Zentren die größten Nervenanstalten der USA seien, denn die Zahl ihrer Insassen sei im Vergleich zu den staatlichen Fachkliniken doppelt so hoch, meldete die Agentur Inter Press Service. Die Behandlung der in den USA Inhaftierten hat die Erniedrigung der Menschen und nicht die Rettung des Positiven an diesen Personen zum Ziel.
Der Nervenarzt Kupers zeigte seine Erschütterung angesichts der Psychosen in den Isolationszellen, in denen Gefangene Obszönitäten riefen, sich verstümmelten und mit Exkrementen besudelt waren. Die Schwächung des Gesundheitssystems der USA in den letzten Jahrzehnten, in denen die Psychiatriestationen stark reduziert wurden, ist ein Grund dafür, daß die Gefängnisse übervoll von Geisteskranken sind.
Der Staatshaushalt sieht in diesem Jahr keine Lösung des Dilemmas vor, wie es in einer Studie heißt, die in der britischen Zeitschrift The Lancet veröffentlicht wurde. Ihre Autoren, die Nervenärztin Seena Fazel, von der Universität Oxford, und der britische Arzt John Danesh, aus Cambridge, analysierten dafür während einer langen Periode zwölf Industrieländer. Die Experten stellten fest, daß einer von sieben Häftlingen, also mehr als eine Million Menschen in den zwölf entwickelten Nationen, geistesgestört ist oder an tiefen Depressionen leidet, die zu Selbstmord führen können.
Ferner leidet einer von zwei Männern und eine von fünf Frauen unter Persönlichkeitsstörungen. Eine weitere Anklage kam von Human Rights Watch, die vor einem Jahr die US-Gerichte aufforderte, Hinrichtungen von Geistesgestörten nicht zuzulassen. Dies ist in 25 Bundesstaaten gängige Praxis, wie diese Organisation berichtet. 1989 entschied das Oberste Gericht der USA, daß die Hinrichtung von Geistesgestörten nicht gegen die Verfassung verstoße. Sie war damals nur in zwei Staaten verboten, aber die Zahl derjenigen, die ihrer Aufhebung zustimmen, erhöhte sich auf dreizehn von den insgesamt 50 Staaten. In den Todeszellen leben viele Kranke in geistiger Umnachtung, ohne zu wissen, was ihnen bevorsteht.

http://www.granma.cu/aleman/mayo02/horror-a.html

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