logo



start
aktuelles
lesbiangaytransgenda
women
prison
prisonandsociety
mixed stuff
redaktion
kiralina
links
[  zurück  ]

Montag, 2. September 2002
GABRIELE FLYYN - für Granma Internacional
US-Gefängnisse Haftanstalten oder ein lukratives Geschäft?

WÄHREND die USA im Namen vermeintlicher demokratischer Ideale einen weltweiten Kreuzzug unternehmen und versuchen, allen ihr Freiheitsmodell aufzuzwingen, arbeiten zwei Millionen arme US-Bürger hinter den Gittern eines industriell betriebenen Gefängniskomplexes zu Bedingungen, die man nur als Ausbeutung bezeichnen kann, wodurch sich große Unternehmen bereichern.
Der massenhafte Bau von großen Gefängnissen in den letzten 29 Jahren in den USA hat wenig mit der Sorge der Regierenden um die Sicherheit der Bevölkerung zu tun, sondern sehr viel mit finanziellen Interessen.
Es geht um die Privatisierung der US-Haftanstalten und die vertraglichen Bindungen von staatlichen und bundesstaatlichen Haftanstalten, in denen Unternehmen wie Microsoft, Honda und McDonald´s die Gefangenen zu Ausbeutungsbedingungen und erbärmlichen Löhnen beschäftigen.
Die US-Zeitschrift ParaScope berichtet, daß der Durchschnittslohn der Inhaftierten zwischen 0,20 und 1,50 Dollar pro Stunde schwankt, ohne ärztliche Betreuung und Arbeitssicherheit. Ihnen wird auch nicht erlaubt, vom Recht, sich in einer Gewerkschaft zu organisieren, Gebrauch zu machen; die Bundesnormen für Unfallschutz werden ebenfalls nicht beachtet.
In den öffentlichen Einrichtungen sind die Unternehmen verpflichtet, den Arbeitern den staatlichen Mindeststundenlohn zu zahlen. Aber der Häftling erhält nur 20% des Gesamtlohns, da sich die Einrichtung das Recht vorbehält, den größeren Teil unter dem Vorwand einzuziehen, davon die Erhaltungskosten zu decken.
Auch bezahlen die in den Gefängnissen operierenden Unternehmen - in einem Gefängnis können gleichzeitig bis zu 15 tätig sein - den Gefangenen viel weniger, als sie verpflichtet wären, ihren Arbeitern außerhalb zu bezahlen, wenn man Vergünstigungen und den bezahlten Urlaub berücksichtigt, schreibt die Zeitung Saettle Weekly.
Leider haben diejenigen, die Versuchen auf diesem Weg Gewinne zu machen, eine legale Form gefunden, um quasi kostenlose Arbeitskräfte zu erhalten. Der dreizehnte Verfassungszusatz der USA legt fest:
"In den Vereinigten Staaten sind weder Sklaverei noch Zwangsarbeit erlaubt, ausgenommen, es handelt sich dabei um die Strafe für ein Verbrechen, dessen die Person als schuldig befunden wurde".
In einigen Staaten wie Kalifornien und Oregon, wurden Gesetze beschlossen, die alle Gefangenen zur Arbeit zwingen. Oft werden diejenigen, die sich weigern, in Hochsicherheitszellen isoliert und verlieren gewisse Vorteile wie den Zugang zu Bibliotheken und Möglichkeiten der Freizeitbeschäftigung.

NICHT MEHR DELIKTE, ABER HÖHERE STRAFEN

Jene, die dafür eintreten, daß mehr Gefängnisse gebaut werden, meinen, die Inhaftierung der Kriminellen habe den Grad der Gewalttätigkeit in vielen Staaten reduziert.
Prisonsucks.com (eine Informations-website zu diesem Thema) berichtet allerdings, obwohl jährlich ca. 46 Milliarden Dollar für Gefängnisse ausgegeben werden, habe sich die Anzahl der Vergehen in den letzten zwanzig Jahren wenig verändert. Also haben sich die Strafen erhöht und nicht die Anzahl der Delikte.
Die zunehmende Häftlingszahl hat in den letzten 20 Jahren dazu beigetragen, daß dieses Geschäft von einer konstanten und ansteigenden Zahl von Arbeitskräften abhängig ist.
Unter der Aufsicht und Schirmherrschaft von Konzernen widmet sich der Amerikanische Rat für Gesetzaustausch (ALEC) ausgerechnet der Entwicklung und Verteilung von Gesetzesvorschlägen unter den Parlamentariern, die die Existenz von Gefangenen garantieren.
Die Organisation stellt ebenfalls Millionen von Dollar für den Wahlkampf der Kandidaten des Senats und des Abgeordnetenhauses bereit, die von Konzernen stammen, die aus diesen Geschäften höchste Gewinne schlagen.

Eine der bekanntesten und erfolgreichsten Gesetzesvorlagen, die von verschiedenen Staaten in den 90er Jahren angenommen wurden, ist das Trat of Three Strikes and You're Out, das als dritte Strafe mindestens 25 Jahre (bis hin zu lebenslänglich) vorsieht. Analytikern zufolge hatte das katastrophale Konsequenzen zur Folge. Viele Personen erhielten für das Stehlen eines Fahrrads, von Bekleidung und sogar von Nahrungsmitteln lebenslängliche Freiheitsstrafen, ein Phänomen, das besonders Arme und häufig Farbige und Lateinamerikaner betrifft. 85 Prozent der Häftlinge in den USA haben Delikte ohne Anwendung von Gewalt begangen, mehr als 80 Prozent davon sind Schwarze.

www.granma.cu/aleman

[  zurück  ]